- Auf den Nackten Korridoren
Auf den nackten Korridoren tausend anonyme Türen
In den Händen tausend Schlüssel, die in tausend Räume führen
Keine Nummern, keine Zeichen, keine Worte, die verraten
Welche kalten Korridore hinter tausend Türen warten
Zwischen Türen bleiche Wände, viel zu nah und zu verschwiegen
Auf den Meilen, die vergangen, auf denen, die vor dir liegen
Einzig deine hohlen Schritte und dein Ruf in tiefes Schweigen
- Augenblick
Es bricht die Nacht herein
Mein Blick schweift aus dem Fenster
Ein letzter stiller Moment
Wärme und Nähe durchfluten mein Herz
Dein Körper so dicht neben mir
Dein sonst so warmes Lächeln
Mein Engel
- Cogito Ergo Sum
Warum nur noch leere Seiten in all meinen Tagebüchern?
Telefone klingeln weiter, wenn der Hörer abgenommen
Nachbarn, die mich nicht mehr grüßen, Spiegel, die mich nicht mehr kennen
Freunde, die nichts von mir wissen und schon lange nicht mehr kommen
Sollten nicht in Fotoalben Bilder von vergang'nen Zeiten
Sich an mein Gesicht erinnern auf so vielen bunten Seiten?
Sollte nicht ein alter Freund, der mich schon kennt seit jenen Tagen
- Der tote Trakt
Gefangen
Nur die kalten grauen Wände
Diffuses Licht
Sind Zeugen wie mein Geist zerbricht
Gedanken
Wie Klingen in der Seele
Stille dröhnt in meinen Ohren
- Die Last der Erinnerung
Abermals die Nacht vorüber
Dämmerung bricht durch den Vorhang
Tauscht das Grau der letzten Stunden
Flutet mich mit frischem Leben
Mein blick trifft sich im Spiegel
Kaltes Wasser rinnt entlang der Kehle
Das gestern noch so starke Stechen
- Fenster Zum Hof
Nicht hell nicht dunkel... kein Fünkchen Reiz kein Widerhall
Von Außen keine Hülle und von Innen wände kalt wie Stahl
Die Schlinge schneidet qualvolle Striemen am Halse in purpurnem Rot
Die Menschen da draußen ahnen nichts von des Gefangenen Not
Schlagen kratzen betteln lügen oder mit dem Tode ringen
Der Raum aus Glas um ihn herum wird jedoch niemals zerspringen
Schreien weinen hoffen beten für den Niedergang des Garten Edens
- Glas
Klirrende Gedankenscherben
Risse, Kreischen, jähes Bersten
Wände, die wie Klingen wüten
Mauern, die in Splittern sterben
Flüsse, die wie Eis zerspringen
Alle Mauern mir sich reißen
Tosend deine Welt zernarben
- In den Weiten
In den Weiten
Wie Tosen des Meeres
Wie Singen von Gläsern
Ertönt eine Stimme und wiegt mich hinfort
Ich wünschte ich könnte sie begleiten
In den Weiten
Die lockenden Stimmen
- Kadavergehorsam
Inmitten ihrer Reihen
Doch gleichwohl außen vor
Dem täglichen Trott folgeleistend
Leere Blicke aus rast- und ziellosen Körpern
Das Dasein siecht im monotonen Puls
Ein Kollektiv zerfressen durch das Gift des Materiellen
- Mauern
Die Mauern die du versuchst zu erklimmen
Um Barrikaden in deinem Kopf zu entrinnen
sind Regeln und Grenzen die du bestrebt bist zu brechen
Um die Wirklichkeit für dich zu beherrschen
Du hast deine Normen und Werte dir selbst erwählt
Doch zwischen den deinen und and'ren gewaltige Täler klaffen
Die zahllosen blicke der Welt bleiben unergründet
- Melatonin
Ich muss zurück zum alten Haus
Die alten Lampions im Garten sehen
Die uns einst Bilder ferner Sterne waren
Denn keiner meiner fernen Sterne hält mich mehr
Ich muss zurück zum alten Haus
Wo unter Treppen Fotoalben stehen
Vergilbte Tore in ein altes Glück
- Metamorphosis
Durchdringend der Blick meiner Reflektion
Im fließenden Gewässer
Der Strom verharrt in Gedanken
Beim Schritt über die schimmernde Grenze
Der Wandel durchbricht den Stillstand des Flusses
Treibt mich zurück an die Oberfläche
Wieder verdrängt die Erkenntnis
Verschlossen die Augen, blockiert den Verstand
- Morgen
Mein Blick schweift in die Leere
Schleier vernebeln meine Sinne
Im schwachen Schein der Lampe
Suche ich die richt'gen Worte
Was sind schon diese Zeilen
wenn der Morgen kommt
Wer denkt noch an das Gestern
- Pavor Nocturnus
Erwachen
Ist der einz’ge Weg, der aus den Kacheln führt
Erwachen
Ist die letzte Hoffnung, die mein Herz berührt
Erwachen
Doch abends...
Ist es nicht die Hoffnung, die man spürt
- Schlaf
Wenn die Nacht den tristen Tag begräbt
Das Licht des Mondes die Dunkelheit flutet
Wenn die Schwere von meinem Herzen weicht
Mein Geist sich aus dem Kerker erhebt
Tiefer immer tiefer
Wiegt mich Schlaf sanft aus der Ohnmacht
Öffnet fest verschlossene Türen
- Schwarz
Wo ist der Schmerz und wo das Glück
nichts durchdringt den tauben Verstand
Ich sehe in die Ferne doch kann nichts erkennen
Endlos ziehen Schatten durch das öde Land
Nichts in mir verweilt nicht die geringste Regung
Alles zieht an mir vorbei und garnichts hat Bestand
Ich renne und ich schreie und doch keine Entgegnung
- Veritas Mutabilis
Jeder Sonnenaufgang viel zu blass für echte Tage
Jeder Schritt am Morgen viel zu unscharf und zu vage
Jedes Wort zu Freunden wie an Fremde eine Frage
Tag für Tag für Tag für Tag...
Jeder Gang zur Arbeit nicht viel mehr als bloß ein Traum
Jede tiefe Weite ohne Zeit und ohne Raum
Jeder tiefe Wald wie nur das Bild von einem Baum
- Zivilisation
Nun stehe ich am Rande
Dieser einst so schillernden Stadt
Und schaue hoch zum Himmel
Doch dort oben brennen
Lange keine Sterne mehr
In graue Straßenschluchten
Vorbei an zertrümmerten Glasruinen
- Zorn
Meine Gedanken rasen
Während ich starr im Regen stehe
Und die Kälte meiner Kleidung
Schleichend in den Körper kriecht
Schreiend in Rage
Verliere ich meinen Verstand
Keine Menschenseele weit und breit