Halbe Wahrheit, Schemelglanz und Totenlichter "Es war das Weiss der Schwane, so rein und sterbensbang, man sah's wie
Engel am Friedensbogen schimemern, nicht wie Fahnen, die sich vom Winde
verdrehen liessen, Schwane sind diese furchtsamen Kinder, sie winken nicht
wie sie singen, Schwane sind diese weinenden Desichter, der Trauer wollen
sie gefallen"
Aus einem Briefe Lavaters, kurz vor seinem Tod 3.
Aufzug im stuck. Verandertes Buhnenbild, Szene am Tumpel. 2.
2 Millionen RubelMoskau, Winter 1904, Im Konzertsaal des Bolschoi-Theaters, am Swerlowplatz,
und abgelegen von diesen vierlen schon tagelang verschneiten Statuen,
setzten sich die letzten geladenen Gaste in den Saal und legten ihre
Kleider zur Seite. Nur Delegierte, Maler und Feuilletonisten in ihrer
kulturellen Eigenart schmollten noch in ihren Lehnstuhlen nebenan (im
Erker) und vergaben sich hinter den Fachern ihres Kartenspiels. Auben,
rundumher im Schneeaquarell, spazierte und plauderte das geistliche Moskau.
Gemultich geduckte Burgerhauser warfen blumerante Schattenbauten auf die
Aus Traum und Tanz. Ein Walzer.Aus Traum und Tanz. Ein Walzer.
HOMUNKULUS
Tanz mit mir, mein Faun.
Ich tanze meinen Traum.
Aus den Fängen fort von hier,
mein Bangen macht mich irr.
Ich dreh mich gierig: „Tanz mit mir!“
Blumen Von Tschandravat[ELIAS HOHLBERG]
Sie roch so nach Tod mit dem Duft,
Mit Augen (Gebein!), so finster und leer.
Sie spielte die Geige zum Tanz,
Ein Kratzen am Bund,
Ein (knochiger) Ton der verstummt...
Blumen Von TschandravatiiElias Hohlberg
Sie roch so nach Tod mit dem Duft,
mit Augen (Gebein!), so finster und leer.
Sie spielte die Geige zum Tanz,
Ein Kratzen am Bund,
ein (knochiger) Ton der verstummt...
Ihr Herz war bei mir und es schwankt,
Blumen von Tschandravatii, 1938Elias Hohlberg
Sie roch so nach Tod mit dem Duft,
mit Augen (Gebein!), so finster und leer.
Sie spielte die Geige zum Tanz,
Ein Kratzen am Bund,
ein (knochiger) Ton der verstummt...
Ihr Herz war bei mir und es schwankt,
Das Gerippe geht dem Ausgang zuEs haust in mir der Totenmann,
(klopft, der klopft, ja schnarrt und schnarcht)
und hängt an meinen Knochen dran!
(...schlägt und pocht, wie laut er pocht!)
Er spürt verrucht, mit Spott betucht,
den Werkelmann, der nun aus seinem Bettlein kam!
Das SchaukelkindDrittes & Viertes Kapitel
Ein horrender Sturm bläst die Gräber zurecht, in den kahlen Löchern hören brabbelnde Gerippe eine schnurrende Säge auf und ab laufen. Als der Spielmann aus seiner versenkten Grube steigt, sieht er ein Kind auf einem morschen Hutschpferd hocken. Es sägt dem Gaul den Kopf ab und summt ein Schlaflied.
DAS SCHAUKELKIND (summt)
Macht die Säge "siege-sage",
macht die Wiege "wiege-wage".
Der Kinderzar"Kinderzar" hieb das Schachgenre von Leningrad Zacharias' Gegner Sergei
Malexewitsch, er war Vorreiter einer "Genie-Tradition", die vor allem
Paschas "Symboliklehre" und dessen Gedanken uber das Seelenleben einer
Schachfigur verponte. 1908 treffen die beiden (noch im Kindersalter) das
erste Mal aufeinander: Als der unterlegene Zacharias Kasakow kurz vor Ende
der Begegnung einen gegnerischen Spielkegel umwirft, spuckt ihm
Malexewitsch barbeibig ins Spielrichter taten nichts dergleichen und
beklagten Zacharias' Versuch, die Pascha war emport, als er erkannte, dass
Der Kirchhof spielt zum LeichenschmausZwanzigstes Kapitel
Ein Toter wird beigesetzt. Grund genug für all die verschrobenen Gerippe, ihre Instrumente zu bedienen und das Begräbnisritual der Königsberger auf die Schaufel zu nehmen. "Das Requiem fällt aus. Der Kirchhof spielt zum Leichenschmaus!"
DER WERKELMANN
Zehn tote Hampelmänner spielen zum Leichenschmaus.
zehn tote Hampelmänner ziehen die Toten nackig aus.
Der Kirschgarten oder Memoiren an die Stirn der KindeszeitZweiter
Aufzug im Stuck, Konstanz blattert in einen verstaubten Lederband
tagebuchahnlichter Aufzeichunungen, dem Traum einer "guten Nacht"
(miteinem Kirschgarten vertascht).
Dialog, Gebankengange eines 10 jahrigen Kindes uber Schopfung,
Tagewerk und Naturgeszertze, Exzerpt aus zweitem Akt.
Der lustige ToteELIAS HOHLBERG
(ZU SEINER MARIONETTE AUGUST)
Ein Toter ist nicht tot!
Und weißt du noch...das Leben?
ELIAS HOHLBERG
Der Teufel Halt Die FadenDer spielmann ist der König auf dem puppenthron,
Der monarch, ein regent mit 'nem bettlerlohn.
Ja, spielt mit pfiff, dieser leiermann...
Den puppen auf zum sang!
Spielt der jude click und clack,
Macht die puppe hick und hack.
Doch der teufel hält die fäden,
Der Teufel Halt Die FardenFünftes Kapitel
BERTRAM, DER KNECHT
Der Spielmann ist der König auf dem Puppenthron,
der Monarch, ein Regent mit 'nem Bettlerlohn.
Ja, spielt mit Pfiff, dieser Leiermann...
den Puppen auf zum Sang!
Der Wein der Lumpensammler, 1923Der Wein der Lumpensammler 1923
DER WEIN DER LUMPENSAMMLER, 1923
ELIAS HOHLBERG
Hier ist die Rebe, Musikant,
hier ist dein Wein.
Die graue Welt macht keine Freude mehrSolo Violine.
DER WERKELMANN
Der Tod ist so stet, kein Blut quillt aus den Toten.
Kein Tod hier vergeht, sein Stachel steckt in mir.
DIE BUCKLIGE
Die linke Hand des MusikantenREINUN PERLMANN
Ich, ich bitte dich Soldat...
so hack mir nicht die Hand vom Stamm,
die goldne Tatze, meinen Rang!
Sei stark und lausche fröhlich weiter,
diesen Tönen frech und heiter.
Bist schwach, wenn laut dein Führer tobt,
Die Zinnoberrote MarionetteElias Hohlberg
Ah! Sie lebt – den Tanz einer kleinen Puppe.
Dreister kleiner Holzklotz! Sprich mit mir!
Dirigiere mich! Du traust dich doch oder?
Elias Hohlberg
Der August war ein Eichenklotz, ein müder kleiner Klotz.
Ein stumpfer, toter, matter, bleicher, fahler kleiner Klotz.
Du wundervoller ZeitvertreibElftes Kapitel
Der Werkelmann kauert einsam vor dem Totenschrein des Mädchens (im Prinzessinnenkleid). Er schiebt den Deckel von der Totenlade und blickt gebannt auf den starren Kindsleib, der in ein feines Leinentuch gewickelt ist und dem Antlitz einer kindlichen Dirne entspricht. Der Kopf des Kindes wurde behutsam balsamiert, die weich gezeichneten Lippen mit rotem Lippenstift beschmiert. Wie ein eben verstorbenes Mädchen blickt dieses zarte Geschöpf aus der fauligen Gruft, die kugeligen Augen weit geöffnet. Es ist das schönste Geschöpf, das Kezman auf seinem Totenacker beherbergt. Völlig irr und bezaubert von der grazilen Statur der Leiche beginnt der Werkelmann die Tote zu küssen. Als der Gestank des toten Fleischs eine Dohle anlockt, verliert er die Fassung.
DER WERKELMANN (spricht)
Dein Haar ist so schön!
Dein Mund ist so schön!
Ein Kreuz Zur ZierEin Kreuz Zur Zier (оригинал Angizia)
Der dreiste Clown hat dem Toten gar noch einen roten Kussmund aufgemalt, sodann ein tiefes Loch gescharrt und die Leiche in das Grab gelassen. Der finstere Gesell, er hat zu Schneefall, Wind und Schubertlied sein Nachtgebet gefleht, die Gabel an den Fels gelehnt und danach die Zunge ausgestreckt, um an Winters weißer Brut zu naschen. Er schloss gemächlich seine Augen und summte leise zur Musik. Dann wurde dieses Totenbett mit großen Steinen zugedeckt und eines von den schönen Kreuzen mit großer Sorgfalt auserkoren. Und so saßen sie, der Knecht auf seinem Schlitten und der Gesell am Fuß des Totenmals, um dem Lied des Grammophons zu lauschen, das schließlich vor dem Kreuze diese Schubertplatte drehte. Es war ein Kreuz zur Zier.
Der Clown schaufelt den Leichnam ein.
[WALDFRAU:]
Der Clown hat dem Toten einen Kussmund aufgemalt
Eine ungelebte Stunde, 1941[ELIAS HOHLBERG]
Mein Geist sühnt mein Leben,
Er wundet auf der Suche nach dem Sinn...
Mein Boot („Sarkophag!“)
Seine Anker hat gelichtet,
Frei und famos,
Er blieb noch ein Weilchen am LebenDIE BUCKLIGE
BERTRAM, DER KNECHT
Er spürte ein seltsames Pochen – der Tod klopfte an.
Sein Schädel griente Fratzen – die letzte Nacht begann.
Die Puppen starrten Löcher.
Die Gräber waren verweht.
Es Ist Leidenschaft[Flügel]
[Cello]
[FRAU JANSEN]
Wenn die Pein dich lähmt und regt,
ja dann bist du gewollt.
Sie sträubt dich nun so lang du schreist.
Ach du, mein Sohn, mein Biest, so feist,
dein Fluch hat dich geholt.
Es ist Leidenschaft.[Flügel]
[Cello]
[FRAU JANSEN]
Wenn die Pein dich lähmt und regt,
ja dann bist du gewollt.
Sie sträubt dich nun so lang du schreist.
Ach du, mein Sohn, mein Biest, so feist,
dein Fluch hat dich geholt.
Es Reiten Die Toten So SchnellIhr Toten, hockt auf! Hockt auf!
Hockt auf! Hockt auf!
Ihr Toten, hockt auf!
Kein Gaul hier verschnauft!
Solo Violine.
DIE BUCKLIGE
Hoppa Hoppa Reiter Hoppa, hoppa, Reiter,
wenn er fällt dann schreit er!
Fällt er in den Teich,
find't ihn keiner gleich.
Fällt er in die Hecken,
fressen ihn die Schnecken,
fressen ihn die Müllermücken,
die ihn vorn und hinten zwicken.
IchHOMUNKULUS
Ich bin euch befohlen.
Nie war ich ein „Ich“.
Mein Sinn ist so barsch
und beugt mein Leid für mich.
Mit Schwingen will ich schweben.
Als Mime meiner Bühne.
Den Beifall erleben…
Im Dunklen TannZur Höh‘ herauf gestiegen,
bin ich ein Narr in Winters Pracht.
Bin ich willens sie zu lieben
in meiner Niedertracht?
Ich bin es!
Ich bin es!
Wer?
Judenkinder Oder Die Komodie LeuteJudenkinder
Wir liebten ein Land, das der Krieg nun verschlang
mit Helden und gellender Totschlägermacht.
Wir hassen die Willkür, die Bombe, den Zank,
wir Judenkinder lieben unser Land.
Elias Hohlberg
Ach, schöner Heldentod,
Komik Und Elegische MomenteElias Hohlberg
Der Tod ist ein Gelächter,
denn das Leben ist bizarr.
Er pocht an roten Türen,
denn sein Richter ist ein Narr.
Komisch ist das Leben,
wenn es nicht mehr mit mir tanzt.
Mehmet und die Zirkusstadt ERZÄHLER
Der Mehmet war von Süße,
er lebte den Humor...
JOHANNES ZETTERBERG
Der Mehmet war von Süße,
Mein Gaul, mein Gaul verreckt im DreckZweiundzwanzigstes Kapitel
Violine.
BERTRAM, DER TEUFELSKNECHT
Es riecht nach Hohn und Lumpenpack,
dreist aus diesem schnöden Loch.
Mein Jahr In Lemberg, 1911ELIAS HOHLBERG
Mutter! Mutter? Bin ich denn ein Kind von hier?
Ein Strolch bin ich, der dreht an seiner Leier.
Ein Judenbub, besessen gar von Seltsamkeit und Posse.
Hör an mein Leid, es quält mich bitter...
ELIAS HOHLBERG, 17. MÄRZ 1911
Mit Einem Purpurroten LeichenkarrenMit einem purpurroten leichenkarren wollen 4 tote in die kreisstadt fahren
Ganz abgezehrt das gaulgespann, das munter vor die karre sprang
Der grimmig alte Vladimir hockt in der droschke hinter mir
Die füsschen scheppern laut und rein, der russe sauft den deutschen wein
Vor mir hockt der jonathan, er starb in einer kegelbahn...
Und liebte eine jüdin gar als er noch quietschlebendig war
Daneben sitzt der kinderzar, der war ein frischer brettspielnarr
Er birgt die knute in der hand und spielte schach im ganzen land
Neigung zum NichtsHOMUNKULUS
Ich bin leer und träge,
Ich jag’ mich fort von hier.
Kein Funken an mir läge,
an diesem Ort und dir.
Leb wohl, meine Plage.
Leb wohl, mein Kokon…
…Kokon!
Nichts an mir weckt BegehrHOMUNKULUS
Wer oder was bin ich?
Wo ist es denn, mein Ich?
Mein Ich!
Nichts wird mehr sein, wenn ich nicht mehr bin
und nichts an mir weckt Begehr.
Ihr wolltet es wissen, ich fühl’ mich zerrissen.
Ich sehn’ mich nach Huld und Verzehr!...Verzehr...ja...
Sack und AscheERZÄHLER (flüstert)
Der Homunkulus ist ganz verbissen.
Ein Zündholz hat er sich gerissen.
Entfacht es dreist mit bloßer Hand.
Der Kokon brennt, er steckt in Brand.
HOMUNKULUS
Gafft in meinen Kerker,
Schlittenfahrt Mit Einer Loden1 Running down, flying hills, to a lonely land
2 We light a way, (beat 'em out) and tremble for a fight
3 ??? (blood), see the hand, I proceed and laugh
4 Hey, deers (slay)???, ride us to my ????
5 Do (we?) freeze, do (we?) fear, ??? my excuse
6 Tie a brute, tie a coat, I am your conquest
Schlittenfahrt Mit Einer LodenpuppeRunning down, flying hills, to a lonely land
We light a way, beat 'em out and tremble for a fight
Mutual blood, see the hand, I proceed and laugh
Hey, deers, slay deep, ride us to my soul
Do you freeze, do you fear, radiant mind excuse
Tie a brute, tie a coat, I am your conquest
Schwarze PuppenLiegt ein Toter - seht, ein Toter sitzt im Kahn -...
Ein Toter liegt im Totenbett, ganz totenbleich und zahm.
Ja rotzt dem Clown ins Totenbett und seid ein bisschen nett.
Seht euch diese Toten an,
sie klappern wie in einer Geisterbahn.
Schwarze Puppen sind so sonderbar,
Zinnsoldaten Und KanonenEin Zinnsoldat mit Schild und Helm
War kühn wie ein Pirat...
Er glich dem Krieger Drosselbart
Mit seinem Schießgewehr.
Er klopfte auf den Knochen hart
Und war ein feiner Herr.
Er stand den Manne kühn und trunken,
(ach) bohrte Lanzen durch Halunken,